Der geniale französische Fotograf und Maler hat ein beeindruckendes Werk hinterlassen, doch über sich selbst hat er nie viel preisgegeben. In der Ausstellung im Haus der Photographie der Deichtorhallen Hamburg kann man ihm jetzt nachspüren und sehen, welch großen Einfluss er auf die Fotografie, besonders im Bereich Mode, gehabt hat und immer noch hat.
The legendary French photographer and painter left an impressive work behind, but nobody knows a lot about him. The retrospective at “Haus der Photographie der Deichtorhallen Hamburg” can show more about him and his great influence on photopraphy, especially fashion photography.
Eins von Guy Bourdins (1928 – 1991) berühmtesten Fotos für die französische Vogue wird von der Farbe Rot dominiert: Ein Gesicht mit knallrotem Frauenmund, die Augen verdeckt von einer Reihe übereinandergelegter Hände, alle mit rotlackierten Fingernägeln. Ein Knaller, Hingucker, ein perfektes Foto – und erst in zweiter Linie ein Foto aus einer Modezeitschrift.
Doch viele seiner Fotos sind auch verstörend, lassen Raum für die Phantasie, sind düster, surrealistisch und erotisch. Doch eins sind sie nie: vulgär. Die Frauen, wenn auch in den merkwürdigsten Posen, wirken nicht wie Objekte oder Material für Voyeure. Sie sind Teil eines Kunstwerkes, eines Arbeitsprozesses, an dessen Ende das perfekte Foto als Ergebnis steht. Auch heute, im Zeitalter der digitalen Fotografie und von Photoshop, kann der Zuschauer nur staunen über die Ideen, Sichtweisen, Szenen und Kompositionen, die diesen phantastischen Bilder zugrunde liegen.
Können Sie sich vorstellen, dass heute ein Fotograf in der Redaktion einer Modezeitschrift erscheint, ein sehr ungewöhnliches Foto zeigt und daraufhin gleich einen Auftrag erhält? Genau das geschah 1954, als Guy Bourdin Edmonde Charles-Roux in der Redaktion der französischen Vogue traf. Er sollte einen eleganten Hut fotografieren – und tat das in den damals noch existierenden Les Halles, dem berühmten Bauch von Paris. Im Hintergrund baumelten Ochsenköpfe…
Doch Edmonde Charles-Roux ließ sich nicht beirren und so entstand eine Jahrzehnte lange, erfolgreiche Zusammenarbeit. In seinem Studio im Pariser Viertel Marais oder im Freien kreierte Guy Bourdin mit vielen Mitarbeitern und nervenstarken Models das „eine“ Foto, das ihm jeweils vorschwebte – manchmal von morgens um 11 Uhr bis nachts um 3 Uhr. Auch für den Schuhhersteller Charles Jourdin schuf er Bilder mit einem unverwechselbaren Stil.
Und die sind so großartig, dass Zuschauer noch heute fasziniert, irritiert, beeindruckt davor stehen.
From left to right: Guy Bourdin (in the fifties), his sun Samuel Bourdin, Kurator Dr. Dirk Luckow
Guy Bourdin Retrospektive
- November 2013 – 26. Januar 2014
Deichtorhallen Hamburg/ Haus der Photographie